Genau! Und das, denkt der Bürgermeister Ihrer Gemeinde auch. Er fürchtet vor allem Verödung, Trostlosigkeit und natürlich einen massiven Einbruch der Gewerbesteuern. Nun, der dritte Grund interessiert mich weniger, könnte man meinen, aber Vorsicht: Das ist falsch. Von diesen Einnahmen lebt eine funktionierende Gesellschaft im Lokalen, denn Kindergarten, Schule, Schwimmbad, saubere Straßen und Plätze, die Grünanlagen und vieles mehr finden wir wichtig und schön und haben uns daran gewöhnt. Das wollen wir in Zukunft nicht vermissen.
Ein Bürgermeister natürlich auch nicht. So häufen sich seine Aufrufe an die lieben Mitbürger*innen, denn Rat und Tat sind gesucht, um den Niedergang zu stoppen. Aufgerufen sind aber auch alle Kreativen, alle Marketingexperten, alle Stadtplaner (das sind die, die das „Hohe Lied“ der Innenstadtverdichtung singen) und alle, die sich „vernetzen“ wollen. Geplant wird das „Zusammenwirken aller Kräfte“ und das „Vorausdenken“, denn nach Corona wird wohl vieles anders sein. Man könnte auch schlicht und ergreifend sagen: Alles kaputt!
Ich mache mir auch Sorgen, denn wie schön waren die früheren Stadtbummel, zu denen man sich auch gern mit einer Freundin (ich auch gern mit meiner Mama, die sonst ohne Auto nicht mehr in die Innenstadt kam) verabredete, schöne Schaufenster anschaute, mal etwas aus der Reihe kaufte, was eigentlich nicht auf dem Einkaufszettel stand, einen Kaffee trank, vielleicht ein Eis im Sitzen genoss und Leute „guckte“. Voller neuer Eindrücke, einigen Tüten mit „Beute“ und dem Gefühl, einen schönen Nachmittag verbracht zu haben, ging man beglückt nach Hause. Mir brachten solche Bummel immer Inspiration für zukünftige Anschaffungen, gute Laune und irgendwie neue Energie in meinen Alltag. Vorbei, vorbei, denn in diesem Jahr gab es keinen einzigen Stadtbummel und in den Jahren zuvor wurden es auch schon weniger und weniger.
Warum? Weil das „Sterben der Innenstädte“ schon vor Jahren begann. Kleine Geschäfte mussten schließen, weil sie die ständig ins Astronomische steigenden Mieten nicht mehr zahlen konnten und weil die „pfiffigen“ Innenstadtverwalter es auf Autofahrer abgesehen hatten, die von außerhalb kamen. Man wollte die autofreie Innenstadt und deshalb gab es teure Parkplätze, weniger Parkplätze, enge Parkplätze und möglichst noch weit weg von der Fußgängerzone. Ich habe mich schon damals gefragt, wohin das führen soll, denn die Innenstädte leben und lebten von den Besuchern, die aus dem sogenannten Umland kamen und einkauften. Wenn nur die Menschen in der Innenstadt einkaufen, die dort wohnen oder arbeiten, dann gute Nacht! Dann werden unsere schönen und attraktiven Innenstädte zur Kleinprovinz. Warum wusste das nur ich? Warum nicht die Stadtplaner?
Das ist der Todesstoß für die bereits angeschlagenen Innenstädte, die Einkaufsstraßen und eben für alle dort ansässigen Gewerbetreibenden! Ganz klar. Restaurants, die nicht lebensnotwendigen Geschäfte, Kinos, Bars und sonstige Lokalitäten mussten schließen, durften unter Auflagen kurz öffnen, um nun wieder auf unbestimmte Zeit geschlossen bleiben zu müssen. Jetzt gibt es nicht nur wenige und teure Parkplätze und viele bereits leerstehende Geschäfte, sondern den tapfer durchhaltenden Gewerbetreibenden fehlen auch noch die, die gerne mal bummeln gehen und in speziellen kleinen Geschäften in netter Atmosphäre sich beraten lassen und etwas kaufen. Genau das bietet nämlich ein Online-Shop nicht. Deshalb sind Empfehlungen dieser Art für den lokalen Einzelhandel auch kein guter Rat, denn sie sägen sich den Ast noch selber ab, auf dem sie sitzen. Was droht in den nächsten Monaten?
„Maßnahmepläne“ – das Zauberwort der Stunde – werden erarbeitet. Fast alle Bürgermeister gründen Arbeitskreise und Aktivgruppen, starten Diskussionsrunden mit Ratsmitgliedern und Marketingfachleuten, halten Quartiersgespräche an runden Tischen ab und befragen ihre Bürger*innen im Netz. Also man spürt, die Not ist groß und man ist willens, den „Todesstoß“ abzuwenden. Ich habe mir einige Maßnahmepläne im Internet angesehen. Um es frank und fei heraus zu sagen: Nur Phrasen und Worthülsen. Man müsste, man sollte, man könnte. Nichts Konkretes. Es wird also viel Zeit bis zu Entscheidungen vergehen. Wer hat Zeit? Also unsere Gewerbetreibenden nicht!
Was kann ein Bürger-Meister tun? Vieles und zwar mutig und entschlossen.
Viele gute Anregungen zur Belebung der Innenstädte – galt schon vor Corona, gilt auch nach Corona – sind in der Broschüre des Bundesinstitutes für Bau-, Stadt- und Raumforschung enthalten (ISBN 978-3-87994-259-6). Auch als pdf-Datei verfügbar.
Bericht: Karin Ludewig
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Aufgrund einer Gesetzesänderung sind wir verpflichtet Ihre Volljährigkeit zu überprüfen. Hierzu stehen Ihnen folgende Möglichkeiten zur Verfügung:
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[…] bisher vorgesehenen Gelder reichten bei weitem nicht aus, um eine Pleitewelle in den Innenstädten zu verhindern. Der betroffene Non-food-Handel werde Verluste von etwa 60 Prozent für den Dezember […]